Die Zwölfe - Kapitel 1-7

1

Die Sonne geht auf hinter den elf Bergen, dort wo die elf hohen, dunklen Tannen stehen. Hier liegt eine kleine Lichtung, auf der sich ein kleiner Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet, kein Stein höher als elf Nüsse aufeinander. Das ist die Heimat einer kleinen Familie von Wiesenelfen.

 

Im frühen Sonnenlicht tummeln sich Elfen aller Generationen auf der Lichtung und tanzen durch den Morgentau. Denn heute ist ein besonderer Tag, heute werden die jungen Elfen erwartet. Wo die jungen Elfen herkommen? Das wisst ihr doch sicherlich. Die Geschichte mit den Blumen und den Bienen? Nein?

 

Jedes Jahr im Frühling am elften Tag nach dem das Sternbild des Maiglöckchens zum ersten Mal am Himmel erscheint, bringen die Bienen der Lichtung den Blütenstaub jedes elften Maiglöckchens zu den Maiglöckchen, die im Inneren des Steinkreises wachsen. Die Elfen wählen die elf schönsten Maiglöckchen aus und pflegen sie. Sie sorgen dafür, dass sie genug Sonne bekommen, aber nicht zu viel. Dass sie genug Regen erhalten, aber nicht von den Tropfen verletzt werden. Dass keine Wühlmaus ihren Wurzeln Schaden zufügt, aber die Erde um sie herum schön locker bleibt. Und nach elf Wochen ist es dann soweit: im Inneren der Knospen beginnen die jungen Elfen sich langsam zu bewegen. Und heute ist der große Tag, an dem sie schlüpfen sollen.

 

Gespannt warten die Elfen vor den elf Maiglöckchen auf den großen Moment. Die erste Knospe öffnet sich und die zweite, die dritte und innerhalb kürzester Zeit sind alle Knospen aufgesprungen. Die Elfenfamilie jubelt und tanzt. Noch ganz benommen, schauen sich die jungen Elfen auf der Lichtung um. Doch es kommt sofort Hilfe: Jede Elfe aus dem letzten Jahr hat die Aufgabe, sich um eine der jungen Elfen zu kümmern. Vorsichtig helfen sie den Neuen beim Aufstehen und beim Ausbreiten ihrer noch ganz verhedderten Flügel. Ein Elfen-Pärchen nach dem anderen fliegt los, dreht eine erste Runde über die Lichtung, um dann gemeinsam einen Schlafplatz für die jungen Elfen zu suchen. Denn, ihr wisst, ein sicherer Schlafplatz ist das wichtigste für eine Elfe überhaupt.

 

Als alle elf Pärchen verschwunden sind und nur noch die älteren Elfen auf der Lichtung zurückgeblieben sind, hört man ein leises, helles Stimmchen hinter einem der Steine. „Hallo? Ist da wer?“. Erstaunt schauen sich die Elfen an. Wer ruft denn da? Vorsichtig spitzelt eine junge Elfe hinter dem Stein hervor. Ängstlich schaut sie in die Runde.

 

Durch die Reihen der Elfen geht ein Raunen: „Eine Zwölfe!“, „Das hat es seit elfhundert Jahren nicht mehr gegeben!“ kommt von den ganz alten Elfen. „Was machen wir mit ihr?“ fragt schließlich die anderen versammelten Elfen. „Alle letztjährigen Elfen haben bereits ihren Schützling. Wer soll sich nur um sie kümmern?“ Ratlose Blicke sind die Antwort. Eine der älteren Elfen namens Enziane meldet sich schüchtern zu Wort: „Ich bin mit meinen 7 Jahren zwar kein junger Hüpfer mehr, aber ich könnte ihr alles zeigen. Mit ihr einen sicheren Schlafplatz finden, ihr eine Aufgabe zuweisen und ihr zeigen, wie es bei uns so zugeht.“ Die versammelten Elfen atmeten auf, denn insgeheim waren sie froh, dass sie das nicht tun mussten, andererseits hatten sie doch alle Mitleid mit der Zwölfe.

 

Gesagt getan: Enziane half der Zwölfe beim Entwirren der Flügel und drehte mir ihr die erste Runde über die Lichtung. Dann flogen beide in Richtung der Tannen davon. Während die Sonne ihre letzten Strahlen über die Gipfel der elf Berge schickt und die Lichtung mit dem kleinen Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen - kein Stein höher als elf Walnüsse übereinander - langsam im Dämmerlicht versinkt, schauen sich die verbliebenen Elfen unsicher an. Was wird sie mit dieser Zwölfe noch alles erwarten?

 

2

 

Die Sonne geht auf hinter den elf Bergen, dort wo die elf hohen, dunklen Tannen stehen. Hier liegt eine kleine Lichtung, auf der sich ein kleiner Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet, kein Stein höher als elf Nüsse aufeinander. Das ist die Heimat einer kleinen Familie von Wiesenelfen.

 

Nach einer ausgiebigen Katzenwäsche im frischen Morgentau macht sich Enziane auf den Weg zum Schlafplatz der Zwölfe. Gestern hatten die beiden nach ihrer kurzen Runde über die Lichtung noch einen sicheren Schlafplatz für die Zwölfe gesucht und gefunden. Nachdem sie gemeinsam die Astkuhle am dicken Ast der elften Tanne mit weichem Sand und kuscheligem Moos hergerichtet hatten, ist Enziane zu ihrem Schlafplatz geflogen und hat die Zwölfe allein gelassen. Eine junge Elfe braucht nach dem Schlüpfen Ruhe, denn in ihrem ersten Traum offenbart sich den jungen Elfen ihr Name.

 

Als sich Enziane dem Schlafplatz der Zwölfe nähert, bemerkt sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Das sorgfältig zusammengetragene Moos liegt wild verstreut in der Astkuhle und auf dem fein säuberlich geglätteten Sand sind hunderte kleine Fußabdrücke zu sehen. Mittendrin liegt die Zwölfe, alle Viere von sich gestreckt und mit wild verstrubbelten Haaren. Vorsichtig fliegt Enziane auf das reglose Wesen zu, das Herz pocht ihr bis zum Hals. Was ist nur geschehen?

 

Enziane tippt die Zwölfe zaghaft an, doch nichts passiert. Sie tippt etwas fester und noch fester, da endlich gibt die Zwölfe ein Geräusch von sich. Schmatzend nuschelt sie: „La mi lafen! So müde…“ Enziane versteht die Welt nicht mehr. Alle Elfen sind mit den ersten Sonnenstrahlen wach und freuen sich auf den Tag; sie hat noch nie erlebt, dass eine Elfe nicht aufstehen will. Ärgerlich rüttelt sie die Zwölfe und versucht sie wach zu bekommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet die Zwölfe die Augen, unter denen sich dicke Augenringe abzeichnen, und gibt Enziane ein Zeichen, mit dem Gerüttel aufzuhören.

 

„Ist ja schon gut und ich steh‘ ja auf.“ Die Zwölfe reibt sich die Augen. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Der Mond hat so schön geschienen und alles sah wie verzaubert aus. Es war so wunderschön.“ Enziane bleibt vor Schreck die Luft weg. „Was? Der Mond war schön… Nicht geschlafen… hast du denn wenigsten geträumt? Dein Name? Was sollen wir nur machen?“ Sie merkt wie langsam Panik in ihr aufsteigt. Sie hat die Verantwortung für die Zwölfe übernommen und jetzt so etwas, gleich am ersten Tag versagt. Was würden die anderen Elfen denken?

 

Ängstlich stellt Enziane die Frage, die allen jungen Elfen an ihrem ersten Morgen gestellt wird: „Wie war dein Traum? Nenn‘ mir deinen Namen?“ Mit leerem Blick schaut die Zwölfe erst Enziane an und lässt dann ihren Blick über die elf Berge wandern. „Sie hat ihn nicht erfahren“, denkt Enziane bei sich, „sie hat keinen Namen. Was mach ich nur?“ Da erblickt die Zwölfe den fahlen Mond, der sich noch ganz schwach gegen den blauen Himmel abhebt und ihr Gesicht erstrahlt. Fest schaut sie Enziane an und antwortet ihr: „Luna, mein Name ist Luna.“

 

3

 

„Luna? Ein seltsamer Name“, denkt Enziane bei sich, aber sie ist so froh, dass die Zwölfe einen Namen erfahren hat, dass sie nicht weiter darüber nachdenkt. Gemeinsam fliegen sie zum Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet, kein Stein höher als elf Nüsse aufeinander. Hier sind gestern die jungen Elfen aus den Blumenknospen geschlüpft.

 

Als sie dort ankommen haben sich bereits alle anderen Elfen versammelt und auch die jungen Elfen erwarten sie schon. Denn nun findet die Elfentaufe statt. Nach dem Schlüpfen der wichtigste Moment im Leben einer jeden Elfe. Alle jungen Elfen haben in dieser Nacht ihre Namen erfahren und werden von den versammelten Elfen auf diesen Namen getauft.

 

Alle jungen Elfen und auch die Zwölfe stehen in einem großen Kreis inmitten der hohen Steine. Hinter ihnen stehen ihre Begleiter. Laut wird jede junge Elfe gefragt: „Wie war dein Traum? Nenn‘ mir deinen Namen?“ Sobald die junge Elfe ihren Namen sagt, lässt der Begleiter einen Tropfen Blütennektar auf ihrem Kopf zerplatzen und die junge Elfe wird so in den Kreis der Familie aufgenommen.

 

„Akelei“ Die erste Elfe tritt nach vorne und nennt mit fester Stimme ihren Namen und ihre Begleiterin lässt den Nektartropfen über ihrem Kopf zerplatzen. Die versammelten Elfen jubeln und klatschen. Der nächste junge Elf macht einen Schritt nach vorne und sagt laut seinem Namen: „Oleander“ Der Nektar platzt und die Menge beklatscht das neue Familienmitglied. „Dahlia, Jasmin, Azalee, Verbene“ Vier weitere Elfen werden in den Kreis der Wiesenelfen aufgenommen. „Moos, Anemona, Magnolia, Flora und Heide“ Eine Elfe und ein Elf nach dem anderen nennt seinen Namen und wird von seinem Begleiter getauft.

 

Nun ist die Zwölfe an der Reihe. Mit lauter Stimme ruft sie ihren Namen: „Luna, mein Name ist Luna!“ Die versammelten Elfen halten erschrocken die Luft an. „Kein Blumenname!“ wispert es hier „Richtige Elfen tragen die Namen von Pflanzen und Blumen“ kommt es von dort. Bevor die Zwölfe es richtig verstanden hat, bricht ein Tumult unter den versammelten Elfen aus. Überall wird diskutiert und gestritten, was mit der Zwölfe zu geschehen hat und ob man sie auf diesen unsäglichen Namen taufen darf. Unbemerkt lässt Enziane den Tropfen auf dem Kopf der Zwölfe zerplatzen und ruft mit lauter Stimme: „Begrüßt Luna, das neue Mitglied unserer Familie.“

 

Die versammelten Elfen schnappen nach Luft. Hier und da ist ein erschrockenes Kieksen zu hören. Luna schaut in die Menge und ihr steigen die Tränen in die Augen. Bevor irgendjemand etwas sagen kann, breitet sie ihre Flügel aus und fliegt in Richtung der Tannen davon.

 

4

 

Auch in dieser Nacht kann Luna, die Zwölfe, nicht schlafen, obwohl sie furchtbar müde ist. Vielleicht liegt es an ihrer Taufe und der Reaktion der anderen Elfen auf ihren Namen. Aber was ist so falsch an ihrem Namen? Luna, der Name stand vor ihren Augen. Als sie ihn bei der Taufe vor den anderen Elfen nannte und der Blütennektar auf ihren Kopf tropfte, fühlte sich alles so richtig an. Sie ist sich sicher, Luna ist ihr Name. Trotzdem haben die anderen Elfen so erschrocken reagiert, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Die Zwölfe ist traurig. Sie fühlt sich allein und so anders; irgendwie am falschen Ort. Enziane, ihre Elfen-Begleiterin, hat sich alle Mühe gegeben, sie zu trösten, aber ohne Erfolg.

 

Während Luna vergeblich versucht einzuschlafen und sie sich auf ihrem Moosbett hin- und herwälzt, hört sie ein leises Geräusch. Zuerst kann sie es nicht richtig einordnen. Es hört sich an wie das Schlagen kleiner Elfenflügel. Aber das kann nicht sein. Nachts schlafen alle Elfen in ihren sicheren Schlafplätzen. Das hat Enziane ihr mehrfach gesagt und ihr strikt verboten, ihre Schlafstätte zu verlassen. „Die Nacht ist nichts für uns Elfen!“ waren ihre Worte. „Wir schlafen nachts!“

 

Langsam nähert sich das Geräusch und jetzt ist sich Luna sicher: das sind Elfenflügel. Da sieht sie auch die Quelle des Geräuschs. Es sind tatsächlich Elfenflügel und die gehören zu zwei Elfen. Obwohl es tiefe Nacht ist, fliegen sie von Ast zu Ast, verweilen dort kurz und begeben sich dann weiter zum nächsten Ast. Was sie dort machen, kann Luna allerdings beim besten Willen nicht erkennen, so sehr sie sich auch anstrengt. Nachdem sie den beiden eine Weile zugesehen hat, nimmt sie all ihren Mut zusammen. Die Zwölfe verlässt ihr Moosbett, spannt ihre Flügel auf und folgt den beiden Elfen unauffällig.

 

Gut versteckt hinter einem dicken Zweig beobachtet sie, wie sich die beiden Elfen dem Schlafplatz eines Wiesenelfs nähern. Dort angekommen beugt sich eine der beiden Elfen über den schlafenden Elf und flüstert ihm etwas ins Ohr. Die andere Elfe streicht ihm sanft über die Stirn. Nach einem kurzen Moment fliegen sie zur nächsten Schlafstätte. Dort geschieht genau das gleiche, eine der Elfen flüstert der Wiesenelfe etwas ins Ohr, die andere streicht ihr über die Stirn. So fliegen sie von Schlafplatz zu Schlafplatz. Das wiederholt sich. bis die beiden beim ersten Licht des Morgengrauens in Richtung der Berge verschwinden. Für Luna sieht es aus, als würden sie sich in der aufgehenden Sonne auflösen.

 

Die Zwölfe ist verwirrt. Sie hat keine Ahnung, was die beiden da treiben und warum sie trotz des Verbotes, nachts zu fliegen, trotzdem unterwegs sind. Aber irgendetwas haben diese Elfen an sich, was Luna anzieht. Auf dem Weg zurück zu ihrem sicheren Schlafplatz kann sie an nichts anderes als an die beiden nächtlichen Besucher denken. Wer sind sie? Und was machen sie nachts bei den anderen Elfen? Es hat etwas sehr Geheimnisvolles aber auch Liebevolles an sich. Luna nimmt sich vor, die beiden in der nächsten Nacht anzusprechen und zu fragen, was sie da tun.

 

Kurz bevor die ersten Elfen schon wieder erwachen, fällt Luna in einen kurzen, traumlosen Schlaf. Als die Sonne hinter den elf Bergen aufgeht, taucht sie die kleine Lichtung, auf der sich der kleine Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet, in ein warmes, sanftes Licht. Hier ist die Heimat einer kleinen Familie von Wiesenelfen und scheinbar einiger anderer Elfen, die nur nachts unterwegs sind.

 

5

 

 

 

Die Sonne geht auf hinter den elf Bergen, dort wo die elf hohen, dunklen Tannen stehen. Hier liegt eine kleine Lichtung, auf der sich ein kleiner Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet, kein Stein höher als elf Nüsse aufeinander. Das ist die Heimat einer kleinen Familie von Wiesenelfen und, wie ihr bereits wisst, auch die Heimat der Zwölfe namens Luna.

In der Nacht hat die Zwölfe eine seltsame Entdeckung gemacht: trotz des allgemeinen Verbots, nachts im Wald umherzufliegen, hat sie zwei Elfen dabei beobachtet, wie sie von einer schlafenden Elfe zur nächsten geflogen sind. Dabei haben sie ihnen etwas ins Ohr geflüstert, sie über die Stirn gestreichelt und sind dann weiter zur nächsten. Luna hat sich fest vorgenommen, dem Treiben auf den Grund zu gehen.

 

Doch zuerst einmal muss sie den Tag überstehen. Müde wie sie ist, wird sie von Enziane, ihrer Begleiterin, abgeholt, um ihre Tagesaufgabe zu erfüllen. Jede Elfe hat für jeden Tag eine feste Aufgabe. Im ersten Jahr sind die jungen Elfen mit ihren Begleitern eingeteilt, damit sie lernen, die vielfältigen Aufgaben einer Elfe zu erledigen. Heute ist Enziane mit Tannen kämmen dran. Das bedeutet, sie fliegt die einzelnen Zweige der hohen Tannen ab und kontrolliert, ob alle Tannennadeln gerade wachsen. Ist eine schief oder sogar krumm, versucht sie die Nadel aufzurichten und wenn das keinen Erfolg hat, muss manchmal auch eine Nadel entfernt werden. Das lässt sich gerade nach einem Unwetter oft nicht vermeiden.

 

Diese Aufgabe muss Enziane selbstverständlich nicht allein erledigen. Als sie und die Zwölfe an der Arbeitsstätte eintreffen, sind bereits viele andere Elfen dabei, die ersten Tannenzweige zu sichten. Sobald Luna sich nähert, verstummen jedoch alle Gespräche. Wo eben noch lustiges Geplapper zu hören war, begegnen ihr jetzt nur noch finstere Blicke. Luna fühlt sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut. Doch Enziane beachtet die anderen gar nicht. Sie drückt Luna ihr Werkzeug – ein Lineal aus einem Igelstachel sowie eine kleine Säge aus einem Flusskiesel – in die Hand und deutet ihr an, zu dem ersten Tannenzweig der fünften hohen Tanne zu fliegen.

 

Dort angekommen beginnt Enziane sofort mit dem Unterricht. Sie zeigt Luna, wie sie das Lineal anzulegen hat, bringt ihr die Tricks bei, mit denen man die Nadeln zum Stehen bringt und erklärt ihr, dass es manchmal auch notwendig ist, die ein oder andere Nadel zu entfernen. Die Zwölfe versucht ihr verzweifelt zu folgen, aber irgendwie macht das alles für sie keinen Sinn. Sie versteht nicht, wozu das gut sein soll und stellt sich dabei mit Lineal und Säge so ungeschickt an, dass selbst die geduldige Enziane immer öfter den Kopf schüttelt. Außerdem muss Luna noch immer an die Blicke der anderen Elfen denken. Was haben nur alle gegen sie?

 

Endlich hat auch dieser Tag ein Ende und Enziane begleitet Luna zurück zu ihrem Schlafplatz. Noch einmal schärft sie ihr ein: „Die Nacht ist nichts für uns Elfen! Wir schlafen nachts, also schlaf gut und träum‘ etwas Schönes!“ Dann fliegt sie davon.

 

Luna ist zwar sehr müde, aber heute will sie erst gar nicht versuchen einzuschlafen. Sie wartet, bis es um sie herum ruhig geworden ist und der Mond hell am Himmel steht. Dann setzt sie sich gespannt auf den Rand ihres Schlafplatzes und wartet, ob die beiden Elfen aus der letzten Nacht wieder kommen. War da nicht ein leises Flügelschlagen? Nein, das war nur der Abendwind, der durch die Tannen weht. Und das? Nur das Rascheln eines kleinen Käfers, der den Stamm heraufkrabbelt. Aber jetzt hört sie tatsächlich etwas: ein leises, gleichmäßiges Schlagen wie von Elfenflügeln.

 

6

 

Der Mond scheint hell über den elf Bergen, dort wo die elf hohen, dunklen Tannen stehen. Wie verzaubert wirkt die kleine Lichtung, auf der sich der kleine Steinkreis aus elf aufrechtstehenden Steinen befindet. Hier wartet Luna seit einer gefühlten Ewigkeit darauf, dass die beiden Elfen wieder erscheinen.

 

Endlich hört sie das leise Schlagen von Elfenflügeln und das, obwohl es den Wiesenelfen strikt untersagt ist, sich nachts von ihren Schlafplätzen zu entfernen. Noch sind die beiden Elfen weit entfernt, aber sie kommen langsam näher. Schnell versteckt sich die Zwölfe hinter einem dicken Ast und beobachtet sie aus der Ferne. Jetzt, da es soweit ist, hat sie doch der Mut verlassen. Was soll sie den beiden sagen? „Hä, was macht ihr da?“ oder „Na, wie geht’s?“ ist wohl nicht die richtige Begrüßung. Daher bleibt sie sicherheitshalber noch hinter ihrem Ast versteckt.

 

Bei dem ersten schlafenden Elf geschieht wieder das gleiche wie in der Nacht zuvor. Leise flüstert die eine Elfe ihm etwas ins Ohr. Zu gerne wüsste Luna, was sie ihm ins Ohr flüstert. Die andere streicht ihm daraufhin sanft über die Stirn. Doch diesmal ist etwas anders. Statt sofort zur nächsten Schlafstätte weiterzufliegen, schauen sich die beiden an und Luna kann diesmal genau verstehen, was sie miteinander sprechen. „Sollen wir die Arme nicht langsam erlösen? Ich denke nicht, dass wir sie noch länger warten lassen sollten.“ Die andere Elfe lächelt und antwortet: „Du hast Recht! Wir müssen ihr endlich sagen, was los ist und wer sie ist.“

 

Erlösen? Sagen, was los ist? Luna hat irgendwie das Gefühl, die beiden sprechen über sie, aber das macht für sie alles kein Sinn. In ihrem Kopf schwirren die Gedanken durcheinander. Bevor sie sich sortieren kann, fliegen die beiden Elfen zielsicher auf ihr Versteck zu. Die Zwölfe drückt sich ganz dicht in die Nadeln, damit sie nicht entdeckt wird. Dicht vor ihr stoppen die beiden in der Luft und sprechen sie direkt an: „Na los, Luna, komm da raus. Wir wissen doch, dass du dich hier versteckst. Wir erwarten dich schon.“

 

Nun versteht Luna gar nichts mehr, aber seltsamerweise vertraut sie den beiden und hat keine Angst, als sie sich aus ihrem Versteck begibt und auf die beiden zufliegt. „Ha…hallo!?“ ruft sie ihnen mit leichtem Zittern in der Stimme zu. „Hallo auch dir, Luna. Mein Name ist Julmon und das ist meine Freundin Selena. Wir freuen uns, dich endlich kennenzulernen. Wir warten schon die letzten Tage darauf, seitdem du aus der Knospe geschlüpft bist.“ Die Zwölfe versteht immer noch kein Wort. Woher wissen die beiden von ihr? Warum haben sie auf sie gewartet? Und wer sind sie überhaupt?

 

Bevor Luna den Mund öffnen kann, spricht Julmon weiter: „Du hast bestimmt viele Fragen und verstehst die Welt nicht mehr. Wir werden dir alles erklären, sobald wir Zeit dafür haben, aber zuallererst musst du uns bei unserer Aufgabe helfen. Wir haben nicht viel Zeit. Also komm mit, wir zeigen dir, was zu tun ist.“ Mit diesen Worten drehen sich Julmon und Selena um und fliegen auf den Schlafplatz einer Wiesenelfe zu. Unsicher folgt ihnen Luna.

 

7

 

Im Licht des Mondes fliegen die beiden Elfen gefolgt von der Zwölfe zu einer hohen dunklen Tanne, wo sich der Schlafplatz einer Wiesenelfe befindet. Auch dieses Mal flüstert Selena der schlafenden Elfe ins Ohr und Luna versteht dabei jedes Wort: „Schließe deine Augen und schlafe ein, unter dem Sternenhimmel…“ „…wird der Mond dein Wächter sein!“ vollendet Luna den Satz. Sie kennt den Spruch, er steht so deutlich vor ihren Augen, wie vor wenigen Stunden ihr Name. Julmon lächelt Luna an und streicht der schlafenden Wiesenelfe sanft über das Gesicht. Daraufhin gibt er ihr leise zu verstehen, sich zum nächsten Schlafplatz zu begeben.

 

Die drei fliegen weiter zum nächsten Elf und Selena nickt auffordernd Luna zu. Bevor sie weiß, was sie da gerade tut, beugt sie sich über den Schläfer und flüstert ihm sanft ins Ohr: „Ich schick‘ dir eine Wolke, die dich zudeckt, einen Stern, der dir die Nacht erhellt, den Mond, der dich bewacht und schöne Träume. Gute Nacht!“ Woher die Worte kommen, weiß Luna nicht und doch war sie sich sicher, das Richtige zu tun. Julmon lächelt sie erneut an und streicht zärtlich über die Stirn des Wiesenelfs.

 

So fliegen Julmon, Selena und Luna von einem Schlafplatz zum nächsten. Mal flüstert Selena den Schläfern etwas ins Ohr, mal Julmon oder Luna. Dabei hat sie keine Gelegenheit über die ganze Sache nachzudenken. Sie erfüllt ihre Aufgabe und geht darin völlig auf. Auch wenn sie nicht weiß, wozu das alles gut ist, weiß sie, dass es wichtig und richtig ist.

 

Nach zahllosen Schlafplätzen sagt Julmon zu Luna: „Nur noch diese letzte Elfe, dann kehren wir nach Hause zurück und dann kannst du alle Fragen stellen, die dich beschäftigen.“ Julmon beugt sich über die Elfe und flüstert ihr leise ins Ohr: „Der Himmel hat sich verdunkelt. Vor ihm ein Meer aus Sternen funkelt. Der Mond schaut durch die Bäume…“ „…und bringt dir schöne Träume.“ beendet Luna den Satz und streicht der Elfe sanft über das Gesicht.

 

„So, nun komm, wir gehen nach Hause“ fordert Julmon die Zwölfe auf. Jetzt ist sich Luna doch unsicher. Nach Hause? Wo war das? Bisher dachte sie, sie wäre hier unter den elf hohen Tannen und auf der Lichtung daheim. Aber hat sie nicht deutlich die Ablehnung der anderen Wiesenelfen gespürt und das Gefühl, am falschen Ort zu sein? Selena und Julmon waren in keiner Sekunde so zu ihr, bei ihnen hat sich wohl und geborgen gefühlt.

 

Luna nimmt allen Mut zusammen und folgt den beiden in Richtung der Berge. Als sie sich einem Felsvorsprung nähern, der im Mondlicht silbern leuchtet, schaut Julmon lächelnd über die Schultern zurück und ruft Luna zu: „Willkommen bei den Zwölfen, Luna.“

 

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